Kunsttherapie ist ein vielseitiges Therapieverfahren, das die kreative Gestaltung nutzt, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Gefühle, Gedanken und Erfahrungen auszudrücken und zu verarbeiten. Dabei geht es nicht darum, ein Kunstwerk zu schaffen, sondern vielmehr darum, einen Zugang zur eigenen inneren Welt zu finden.
Diese Erkenntnis ist so wichtig. Denn genau an dieser Stelle zeigen sich unsere Muster und Glaubenssätze, die wir seit unserer Kindheit mit uns tragen. Denn was passiert in der Schule im Kunstunterricht? Wir werden benotet und bewertet dafür, wie «schön» unsere Bilder sind. Und wenn unsere Bilder nicht als ästhetisch besonders ansprechend gesehen werden, verlieren wir möglicherweise für immer die Freude an der Kunst. Auch ich versuche heute die Bilder meiner Kinder nicht zu bewerten, sondern sie zu bestärken in den positiven Gefühlen, die sie im kreativen Prozess gefühlt haben.
Bei mir war es so, dass ich schon früh ein Talent dafür hatte, Gegenstände gut wiedererkennbar auf dem Papier abzubilden und ich dafür recht viel Lob und Anerkennung erhielt. Ich konnte mich auf Familienfeiern und auf Reisen sehr gut und lange damit beschäftigen, verschiedene Szenen auf dem Papier darzustellen. Es half mir dabei in meine Fantasiewelt zu versinken und mich zu entspannen und mich auch von den vielen Geräuschen und Stimmungen um mich herum besser abgrenzen zu können.
Ich wollte sogar eine professionelle Künstlerin werden. Doch mir wurde gesagt, dass das kein «richtiger» Beruf sei und als ich später den Kunstunterricht im Gymnasium besuchte, hatte ich auch das Gefühl, weniger gut zu sein als einige meiner Mitschüler. Ich hatte hohe Ansprüche an mich selbst und war schnell frustriert, wenn ich diesen nicht gerecht werden konnte.
In der ganzen Zeit wäre ich nie auf die Idee gekommen, das Medium Kunst dazu zu verwenden, meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Immer wenn ich etwas malte, was mir nicht gefiel, schämte ich mich dafür. Heute weiss ich, dass sich hier Blockaden zeigen, die auch das restliche Leben beeinflussen. Folglich sollte es doch möglich sein, eine Blockade, die mein gesamtes Leben beeinflusst, genau hier, nämlich im künstlerisch-kreativen Wirken quasi symbolisch zu bearbeiten.
Wie funktioniert Kunsttherapie?
In der Kunsttherapie werden verschiedene künstlerische Medien wie Malen, Zeichnen, Bildhauerei, Collage oder auch Musik eingesetzt. Durch das Gestalten können Gefühle, die oft schwer in Worte zu fassen sind, sichtbar gemacht werden. Der Kunsttherapeut begleitet diesen Prozess und hilft, die entstandenen Werke zu deuten und zu verstehen. Die Sprache der Bilder entspricht tatsächlich auch der Sprache unseres Unterbewusstseins. Unser Verhalten wird zu 95 Prozent von unserem Unterbewusstsein gesteuert. Folglich sollte es klar sein, dass wir dieses nicht vernachlässigen dürfen, wenn wir uns Veränderungen in unserem Leben wünschen.
Ziele der Kunsttherapie
- Emotionale Verarbeitung: Kunsttherapie kann helfen, belastende Erlebnisse, Ängste oder Trauer zu verarbeiten.
- Selbstwahrnehmung: Durch das Gestalten wird die Selbstwahrnehmung gefördert und eigene Stärken und Ressourcen können entdeckt werden.
- Kommunikation: Kunsttherapie kann als Kommunikationsmittel dienen, wenn verbale Ausdrucksformen fehlen oder schwierig sind.
- Stressabbau: Das kreative Gestalten wirkt oft entspannend und kann Stress abbauen.
Für wen ist Kunsttherapie geeignet?
Kunsttherapie kann Menschen in allen Lebensphasen und bei verschiedenen Problemen unterstützen, beispielsweise bei:
- Depressionen und Angststörungen
- Trauma und Posttraumatischen Belastungsstörungen
- Psychosomatischen Erkrankungen
- Entwicklungsstörungen bei Kindern
- Persönlichkeitsstörungen
- Burn-out
Kunst als Powertool
Kunst kann auf vielfältige Weise dabei helfen, Ziele besser zu erreichen. Sie bietet nicht nur einen kreativen Ausdruck, sondern auch eine Reihe von Werkzeugen und Perspektiven, die uns dabei unterstützen, unsere Visionen zu konkretisieren und umzusetzen.
Hier sind einige konkrete Möglichkeiten, wie Kunst dabei helfen kann, Ziele zu erreichen:
- Visualisierung: Durch das Erstellen von Kunstwerken, wie beispielsweise Vision Boards oder Zeichnungen, können wir uns unsere Ziele bildlich vorstellen. Diese visuelle Darstellung macht unsere Ziele greifbarer und motiviert uns, sie zu verfolgen.
- Emotionale Verbindung: Kunst ermöglicht es uns, eine emotionale Verbindung zu unseren Zielen aufzubauen. Indem wir unsere Gefühle und Träume in ein Kunstwerk einfließen lassen, stärken wir unsere Motivation und Begeisterung.
- Problembewältigung: Beim künstlerischen Schaffensprozess können wir uns mit Herausforderungen und Hindernissen auseinandersetzen, die uns bei der Zielerreichung begegnen. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Themen in einer kreativen Form finden wir oft neue Perspektiven und Lösungen.
- Stressabbau: Kunst kann als eine Form der Meditation dienen und hilft uns, Stress abzubauen. Ein klarer Kopf und eine entspannte Atmosphäre sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zielerreichung.
- Selbstvertrauen: Durch das Schaffen von Kunstwerken erleben wir Erfolg und Anerkennung. Dies stärkt unser Selbstvertrauen und unsere Überzeugung, unsere Ziele erreichen zu können.
- Kreativität fördern: Kunst fördert unsere Kreativität und hilft uns, neue Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln. Dies ist besonders wichtig, wenn wir vor neuen Herausforderungen stehen oder unkonventionelle Wege suchen müssen.
- Fokus: Beim künstlerischen Schaffen konzentrieren wir uns auf den Moment und lassen uns nicht von äußeren Einflüssen ablenken. Diese Fähigkeit zur Konzentration ist auch bei der Zielerreichung von großer Bedeutung.
Künstlerische Prozesse aktivieren das Gehirn auf vielfältige und faszinierende Weise. Die Integration verschiedener Gehirnbereiche wird dabei angeregt:
- Visuelle Verarbeitung: Beim Betrachten eines Kunstwerks oder beim Gestalten eines eigenen werden visuelle Bereiche aktiviert, die Farben, Formen und Strukturen analysieren.
- Emotionale Zentren: Kunstwerke können starke emotionale Reaktionen hervorrufen, die limbische System aktivieren, das für Emotionen und Motivation zuständig ist.
- Motorische Bereiche: Beim Malen, Zeichnen oder Modellieren werden motorische Bereiche aktiviert, die die Hand-Auge-Koordination und die Feinmotorik steuern.
- Sprachzentren: Beim Interpretieren von Kunstwerken oder beim künstlerischen Ausdruck durch Sprache werden sprachliche Bereiche aktiviert.
- Assoziative Bereiche: Kunstwerke können vielfältige Assoziationen auslösen, die verschiedene Bereiche des Gehirns aktivieren, die mit Erinnerungen, Wissen und Erfahrungen verbunden sind.
Wer würde sich all diese Vorteile künstlerischer Tätigkeit nun nicht für seine Kinder wünschen? Die Frage ist nur, was tun, wenn die Kinder sich nicht von sich aus dafür interessieren? Ich kenne das. Mein Erstklässler findet Malen und Zeichnen eher langweilig. Doch wie könnte er auch die Freude daran sehen, wenn er mich nur darüber sprechen hört, aber mich nicht selbst in Aktion sieht? Das möchte ich nun ändern. Wie sehen deine Erfahrungen damit aus?