Nichts für Warmduscher: die gesundheitlichen Effekte von kaltem Wasser

Nun ist der Sommer gerade abrupt zuende gegangen, doch die Erinnerung an das erfrischende Gefühl von einem Bad im See an einem warmen Sommertag ist immer noch präsent in mir.

Zu Beginn des Sommers, wenn der See noch etwas kühl ist, kostet es zu Beginn immer etwas Überwindung und man mag nur langsam tiefer eintauchen, doch ist man erstmal drin, sind die Lebensgeister geweckt und jeglicher Stress scheint nun wie «weggewaschen». Wunderbar ist auch das Trocknen hinterher an der Sonne. Ich fühle mich dann immer so verbunden mit der Natur und den Elementen. Ich muss zugeben, ausserhalb des Sommers habe ich noch nicht im See gebadet, doch den Menschen, die das tun, gilt meine volle Bewunderung. Woher kommt diese Begeisterung für das kalte Nass?

Als der früheste und bekannteste Vertreter der Therapie mit kaltem Wasser gilt Sebastian Kneipp. Sebastian Kneipp war ein deutscher Pfarrer, der im 19. Jahrhundert lebte und als Begründer der Naturheilkunde gilt. Er ist vor allem für seine Wasserkuren bekannt geworden.

Ursprünglich war er katholischer Pfarrer. Durch eigene Erfahrungen mit einer schweren Krankheit entwickelte er ein großes Interesse an der Naturheilkunde und insbesondere an der heilenden Wirkung von Wasser. Er litt an Tuberkulose, einer damals als unheilbar geltenden Krankheit. Durch die Anwendung von kalten Bädern und anderen Wasseranwendungen konnte er seine Symptome lindern und seine Lebensqualität deutlich verbessern.

Basierend auf seinen eigenen Erfahrungen und seinen Studien über die Natur entwickelte Kneipp ein ganzheitliches Gesundheitssystem, das heute als Kneipp-Lehre bekannt ist. Kneipp setzte vor allem auf die heilende Wirkung von Wasser. Er entwickelte verschiedene Wasseranwendungen wie Güsse, Bäder, Wassertreten und Wechselduschen.

Neben den Wasseranwendungen setzte Kneipp auch auf die Heilkraft der Kräuter. Er betonte zudem die Bedeutung einer gesunden Lebensweise, die Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf einschließt.

Sebastian Kneipp hat die Gesundheitsvorsorge in Deutschland nachhaltig geprägt. Seine ganzheitliche Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit hat viele Menschen inspiriert und beeinflusst bis heute die Naturheilkunde. Die Kneipp-Anwendungen sind auch heute noch sehr beliebt und werden in vielen Kurorten und Wellness-Einrichtungen angeboten.

Die Anwendung von kaltem Wasser, wie sie von Sebastian Kneipp propagiert wurde, hat in den letzten Jahren wieder zunehmendes Interesse geweckt. Während die wissenschaftliche Forschung noch nicht alle Aspekte vollständig aufgeklärt hat, gibt es einige vielversprechende Erkenntnisse über die potenziellen gesundheitlichen Vorteile:

Mögliche positive Effekte von kaltem Wasser:

  • Stärkung des Immunsystems: Studien deuten darauf hin, dass regelmäßige Kälteanwendungen das Immunsystem stimulieren können, indem sie die Produktion weißer Blutkörperchen anregen.
  • Verbesserung der Durchblutung: Kälte führt zu einer kurzfristigen Verengung der Blutgefäße, gefolgt von einer verstärkten Durchblutung. Dies kann die Versorgung von Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen fördern.
  • Reduktion von Entzündungen: Kalte Anwendungen können entzündungshemmend wirken und so bei der Behandlung von Schmerzen und Verletzungen helfen.
  • Förderung der Regeneration: Kalte Duschen oder Bäder nach dem Sport können Muskelkater reduzieren und die Regeneration beschleunigen.
  • Steigerung der Aufmerksamkeit und Konzentration: Kälteanwendungen können die Wachheit steigern und die Konzentration fördern.
  • Verbesserung der Stimmung: Einige Menschen berichten von einer euphorischen Stimmung nach kalten Anwendungen, die mit der Ausschüttung von Endorphinen in Verbindung gebracht wird.

Wie wirkt kaltes Wasser?

Die genaue Wirkungsweise ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass folgende Mechanismen eine Rolle spielen:

  • Stressreaktion: Kälte stellt für den Körper einen Stressfaktor dar. Dieser Stress aktiviert verschiedene physiologische Prozesse, wie die Ausschüttung von Stresshormonen und die Erhöhung der Herzfrequenz.
  • Thermoregulation: Der Körper versucht, die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Dies führt zu einer Reihe von Anpassungen, wie z.B. einer erhöhten Durchblutung der inneren Organe und einer Verengung der Blutgefäße in der Haut.
  • Ausschüttung von Hormonen: Kälte kann die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin und Noradrenalin stimulieren, die eine Vielzahl von physiologischen Wirkungen haben.

Ein moderner Verfechter der Exposition von Kälte ist Wim Hof, oft auch als „The Iceman“ bezeichnet. Er ist ein niederländischer Extremsportler, der weltweit für seine Fähigkeit bekannt ist, extreme Kälte auszuhalten. Er hat zahlreiche Weltrekorde in dieser Disziplin aufgestellt, wie zum Beispiel das längste Eisbad oder das Besteigen des Mount Everest in kurzen Hosen und Schuhen. Die Fähigkeit dafür erlangt er durch eine spezielle Atemtechnik. Im Internet findet man viele Videos, wo diese erklärt wird.

Hast du selbst Erfahrungen mit kaltem Wasser? Möchtest du es ausprobieren? Wichtig ist eine langsame Gewöhnung an die Kälte. Auch gilt es den eigenen Gesundheitszustand zu berücksichtigen. Menschen mit bestimmten Erkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) sollten vor Beginn einer Kältetherapie ihren Arzt konsultieren. Und natürlich ersetzt diese auch keinen Arztbesuch.

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